Dortmund/Frankfurt (dpa/tmn) - Unter den «besten Freunden des Menschen» sind Deutsche Schäferhunde mit Abstand die beliebtesten: In mehr als einer Million Haushalten in Deutschland lebt mindestens einer der Vierbeiner.

Damit führen sie die Rassenliste des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund an - vor den Teckeln und den Terriern. «Der Deutsche Schäferhund ist auch weltweit die häufigste Hunderasse», sagt Heiko Christian Grube vom Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) in Augsburg. Neben den Deutschen schätzen unter anderem Amerikaner, Chinesen und Skandinavier die großen Hunde mit dem ausgeprägten Schutzinstinkt.

Seit 110 Jahren wird die Rasse gezüchtet, ihre Beliebtheit hatte für die Tiere allerdings auch Nachteile: Im Ersten Weltkrieg starben Tausende von ihnen an der Front. Die Nazis instrumentalisierten sie als Symbol für vermeintlich deutsche Tugenden. Adolf Hitler ließ sich auf vielen Bildern mit seiner «Blondie» ablichten. Unter anderem wurden Deutsche Schäferhunde in Konzentrationslagern eingesetzt.

Heute werden Deutsche Schäferhunde für eine ganze Reihe von Zwecken genutzt. «Sie sind die Könige der Zehnkämpfer», formuliert es Grube vom SV und zählt einige Einsatzmöglichkeiten auf: Hütehund, Sporthund, Wachhund, Rettungshund, Lawinensuchhund. Sehr beliebt ist der Deutsche Schäferhund nach wie vor bei der Polizei, unter anderem wegen seiner gut ausgestatteten Nase. Laut Grube hat er ein noch feineres Riechorgan als andere Hunde. Rund 220 Milliarden Riechzellen besitzen die Schäferhunde. Im Vergleich dazu riecht der Mensch so gut wie gar nichts: Er hat nur fünf Millionen Riechzellen.

Beliebt sind die Tiere auch als Familienhunde. Bei der Zucht wird auf sogenannte Wesensfestigkeit geachtet, die Vorschriften beim SV sind streng. Gewünscht wird laut Heiko Christian Grube eine mittlere Reizschwelle: «Der Hund muss mich bei Bedarf verteidigen und es aber auch zulassen, wenn 100 Leute an mir vorbeigehen.» Auch Gesundheit wird in der Zucht großgeschrieben, die Papiere eines Hundes sollen ein Qualitätssiegel sein.

Bevor ein Deutscher Schäferhund zur Zucht zugelassen wird, muss er deshalb eingehend untersucht werden. Dazu gehören Röntgenaufnahmen von Hüfte und Ellenbogen. Wie bei vielen anderen großen Rassen ist das Hüftgelenk eine heikle Körperstelle: Fehlentwicklungen führen zu Schwierigkeiten beim Aufstehen und zu einem schwankenden Gang. Die sogenannte Hüftdysplasie (HD) ist auch erblich bedingt, das gleiche gilt für die Ellenbogendysplasie. «Wir haben schon vor mehr als 40 Jahren das Röntgen der Hüftgelenke eingeführt», berichtet Grube. Vor zehn Jahren hat zudem die Molekularbiologie beim SV Einzug gehalten. Seitdem wird das Erbgut der Hunde untersucht und registriert.

Vor dem Eintrag in das Zuchtbuch muss der Hund nicht nur die tierärztliche Untersuchung hinter sich bringen, sondern auch mehrere Prüfungen. Ein Konditionstest und die Schutzhundeprüfung gehören dazu. «Jedes Jahr absolvieren in unseren Ortsvereinen 35 000 Hunde verschiedene Tests», erzählt Grube. Der SV hat mehr als 70 000 Mitglieder in 19 Landes- und über 2000 Ortsgruppen. Damit ist er nach eigenen Angaben der größte Rassehundzuchtverein der Welt.

Rund 250 000 Deutsche Schäferhunde sind beim SV für die Zucht registriert. Die Zahl der Welpen geht nach Angaben des VDH allerdings zurück: Wurden im Jahr 1998 noch fast 28 000 geboren, waren es 2007 fast 11 000 Tiere weniger. Zwischen 600 und 900 Euro kostet ein Welpe in der Regel. Die Rüden sind meist teurer als die weiblichen Tiere. Die Hündinnen bringen nach 60 bis 65 Tagen meist sechs bis neun Welpen zur Welt. Diese können ab einem Alter von acht bis zehn Wochen von ihren Müttern getrennt werden. Im Schnitt werden Deutsche Schäferhunde 10 bis 13 Jahre alt.

Gezüchtet werden darf nur mit einem Hund, der alle Prüfungen und Untersuchungen bestanden hat sowie mindestens zwei Jahre alt ist. «Das ist schon alles sehr aufwendig», erzählt Heidemarie Busch, Züchterin aus dem hessischen Usingen. Seit neun Jahren züchtet sie in ihrem «Zwinger vom Usinger Schloss» Deutsche Schäferhunde, seit ihrer Jugend ist sie ein großer Fan der Vierbeiner.

«Der Deutsche Schäferhund ist ein Familienhund, und er beschützt einen», sagt die Züchterin, die bei mehreren Wettbewerben bereits den «Hund des Jahres» gestellt hat. Beim Wandern übertreiben es Heidemarie Buschs Schäferhunde aber manchmal mit der Wachsamkeit: Wenn einer aus der Gruppe hinterm Busch verschwindet, bleibe das von den Vierbeinern nicht unbeobachtet.
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