Nachtübung gemeinsam mit dem Boxerklub Siegen Link zum bebilderten Bericht
Vor einigen Wochen erhielten wir eine Einladung eines befreundeten Vereins, dem Boxerklub Siegen, an einer Nachtübung teilzunehmen. Dies war eine willkommene Ergänzung zum üblichen Trainingsablaufs. Zudem war es eine Möglichkeit die Geselligkeit in einer ansonsten doch ruhigeren Zeit zu fördern. Also meldeten wir uns mit zunächst 7 Hunden an. Eine Teilnehmerin musste jedoch aus beruflichen Gründen leider kurzfristig absagen. Insgesamt wurden ca. 30 Hunde mit ihren Besitzern ab 18:00 Uhr auf dem Parcours geschickt. 7 Stationen wurden eingerichtet. Eine achte Aufgabe wurde später einem unserer Hunde gestellt, von der wir aber bis hierher noch nichts ahnten. Dazu später mehr.
Die erste Station bestand aus einer Personengruppe, durch die alle Hunde geführt werden mussten. Danach galt es "gefährliche" Schaufensterpuppen in Zelten zu überwinden, klappernde Konservendosen zu ertragen und umherspukende Gespenster zu finden.
Als besondere Herausforderung wurden einige Hunde mit ihren Hundeführern mit Übungsteilen aus dem SchH Sport konfrontiert. Hier galt es Nervenstärke zu beweisen. Zum guten Schluss hingen Wände aus Flatterband im Weg und es mussten einige Tonnen überwunden werden. Alle Hunde kamen ohne Probleme ans Ziel.
Kerstin Gehrt als Cheforganisatorin kümmerte sich am Start um die Teilnehmer. Es entstand eine herrliche Atmosphäre am Lagerfeuer, an dem jeder Teilnehmer mit seinem Hund in den Startblock ging. Parallel wurden herrliche Suppen ausgegeben, die einen die Kälte vergessen ließen. Auch das eine oder andere Kaltgetränk ging über die Theke. Zum Wetter ist ergänzend zu sagen, dass es anfangs noch etwas geschneit hat, später aber konnten wir einen sternenklaren Himmel bewundern. Es war toll!
Zu später Stunde erfuhren wir, dass jemand während des Aufbaus der Stationen seinen Autoschlüssel verloren hatte. Niemand konnte sagen wann oder wo der Schlüssel sich aus der Jacken- oder Hosentasche verabschiedet hat. Jedenfalls waren alle gefordert, mit Taschenlampen bewaffnet, das gesamte Gelände abzusuchen. Das Gelände umfasste ca. 45.000m², ein dichter Wald gehörte dazu und natürlich alles unter einer 20cm dicken Schneeschicht.
Es deutete alles darauf hin, dass der Besitzer des Schlüssels diese Nacht in seinem Auto auf dem Hundeplatz verbringen musste, denn das Auto war auch nicht verschlossen.
Eine Teilnehmerin, unsere Susanna Gerhard, wurde zusehends nachdenklicher, je länger wir anderen suchten, erfolglos suchten. Ihr Hund, Blue von den bösen Buben, ist in der Rettungshundearbeit ausgebildet und steht dem DRK als Einsatzhund zur Verfügung. Ein Teil der Ausbildung befasste sich mit der Suche von Personen nur anhand eines Identifikationsgegenstandes. Hierbei kommen dem Team die Erfahrungen in der Mantrailer Ausbildung zugute.
Also, der Plan stand. Blue sollte diesmal keine Person retten sondern einen Schlüssel wieder finden, der auch unter einer dicken Schneedecke begruben sein konnte. Es wurde ein Identifikationsgegenstand besorgt und wir alle verließen das Gelände. Susanna gab ihren Blue frei.
Ehrlich, als wir davon erfuhren, sahen sich die meisten zweifelnd an. Klar, theoretisch ist das möglich, wir hatten auch alle schon davon gehört - aber Blue??
Ein Hund, der sehr erfolgreich im Schutzhundsport (IPO3, FH) geführt wurde, soll nun nur anhand eines anderen, dem Besitzer gehörenden Schlüssels, in einem Gelände, das von unendlich vielen Personen und Hunden durchquert wurde, nachts in völliger Dunkelheit und im Schnee, einen kleinen Schlüssel finden? Ich konnte es nicht glauben.
Aber, bei dieser Familie muss man mit allem rechnen. Ich kann mich an eine SchH-Prüfung erinnern, bei der Peter Gerhard, Susannas Ehemann, mit 100 Punkten aus der Fährte zurück kam. Meine Gesicht damals, anhand dieses Ergebnisses muss ähnlich zweifelnd ausgesehen haben, wie meins heute zu den Aktivitäten Blues.
Es kam jedoch wie es kommen musste. In der Nähe der "Flatterbändern", eine Stelle, die vorher von zig Menschen mit Lampen abgesucht wurde, erkannte Susanna eine Verhaltensweise ihres Hundes, die sie zum Anlass nahm, genauer nachzusehen. Und bingo - der Schlüssel war wieder da. Er ist, wie später herausstellte, beim Aufbauen der Station aus der Tasche in den Schnee gefallen und war absolut nicht mehr zu sehen. Vor dieser Leistung des Hundes hätte ich, wenn ich einen Hut aufgehabt hätte, diesen gezogen.
So ging dann die Übung langsam dem Ende entgegen, die letzten Teams kamen von ihrem Erlebnisparcours zurück und man fand sich wieder in geselliger Runde um das Lagefeuer oder vorm warmen Kamin im Vereinsheim.
Ein großer Dank gilt dem gesamten Organisationsteam. Wir haben uns sehr wohl gefühlt bei unseren Freunden mit den Boxern. Insgesamt macht es sehr viel Spaß, sich dem Hobby Hundesport gemeinsam zu widmen.
Michael Vietinghoff
OG Kaan-Marienborn